Business Angels Panel Nr. 58 (2. Quartal 2016)
Business Angels Panel: Die informellen Gründungsförderer in Deutschland haben ihren Investitionsfokus im 2. Quartal 2016 deutlich verändert.
Mehr als sechs Jahre lang zählten Dot.coms zu den Lieblingen der Business Angels. In den letzten zehn Quartalen standen sie sogar fast durchgängig auf der Spitzenposition. Nun der Absturz: Im zweiten Quartal 2016 reicht gerade noch zu Platz 6. Das ist ein Ergebnis des jüngsten Business Angels Panels (siehe Kasten). Teilgenommen haben 30 erfahrene Finanzierer.
Neuer Spitzenreiter in der Gunst der Geldgeber sind die Entwickler von Medizintechnik. Umwelttechniker landen auf Platz 2. Auf Platz 3 schaffen es die Entwickler neuer Materialien. Stetig nach vorne arbeiten sich Industrie-automatisierer: Im Zuge des Industrie-4.0-Hypes schaffen sie es auf Platz 4. Software-entwickler richten sich auf Platz 5 ein (siehe Grafik).
Mit Geld überschüttet wird aber keine Branche. Im Durchschnitt investierte jeder der Gründungsförderer gut 61 000 €. Das liegt zwar über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, ist aber doch deutlich weniger als im Vorquartal (knapp 84 000 €).
Ein Grund für die abgebremste Investitions-laune dürfte die jüngste Einnahmebilanz sein: Die Umfrageteilnehmer trennten sich von nur sieben Beteiligungen. Das ist vergleichsweise wenig. Schlimm wird es aber erst dadurch, dass gleich vier Beteiligungen abgeschrieben werden mussten – so hoch ist der Anteil der Totalausfälle selten. Zwei Mal kauften die Gründer die Anteile zurück („Buy-Back“). Einmal wurde ein strategischer Folgeinvestor gefunden („Trade Sale“).
Folgerichtig ist das Budget der Finanzierer geschrumpft. Der Anteil des frei verfügbaren Investitionskapitals ist auf 36 % gesunken. So knapp bei Kasse waren die Umfrageteilnehmer zuletzt vor fast zehn Jahren.
Dem reduzierten Angebot an smartem Kapital steht aktuell eine besonders hohe Nachfrage gegenüber: Jedem Business Angel wurden im Durchschnitt fast 34 Geschäftskonzepte zur Beteiligung angeboten. Das ist der höchste Wert in der gut 14-jährigen Geschichte des Panels. Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Zahl verzerrt wird durch einen „Power-Angel“, der stolze 300 Businesspläne sichten musste. Aber auch ohne ihn wäre der langjährige Durchschnitt von 16 Angeboten weit übertroffen worden.
Obwohl das Angebot an neuen Beteiligungen gerade auffallend groß ist, empfinden die Investoren die Einstiegspreise als hoch. 52 % der Befragten wähnen sie über dem langjährigen Mittel. Nur 14 % sind der Ansicht, gerade günstiger als üblich einkaufen zu können.
Anders ist das Bild bei der Einschätzung der Verkaufspreise. Hier geht nur gut jeder Dritte davon aus, dass sie in den kommenden drei Jahren steigen werden (34 %). Die Mehrheit (41 %) erwartet stagnierende Erlöse.
In dieser Gemengelage ist es nicht verwunderlich, dass sich die Laune der Umfrageteilnehmer etwas verschlechtert hat. Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten sie mit durchschnittlich nur noch 5,24 Punkten. Im Vorquartal waren es noch 5,81 Zähler. Die Skala reicht dabei von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). Bei den Geschäftsaussichten reichte es nur noch zu 5,36 Punkten – nach 5,57 im Vorquartal.
Grafik: VDI Nachrichten 36/2016, Gudrun Schmidt Quelle: Business Angel Panel
Via: Stefan Asche, VDI Nachrichten